Wer den Mond betrachtet, denkt noch immer wie ein Romantiker. Das silbrige Licht verzaubert, weckt Sehnsucht und Wehmut. Vor 50 Jahren landete der erste Mensch auf dem Mond. Dieser kleine Schritt für einen einzelnen Menschen zog einen riesigen Sprung für die Menschheit nach sich. Doch worin besteht dieser große Fortschritt eigentlich? Sind uns Mondspaziergänge heute näher als damals? Sehen wir die Welt mit den Augen eines Astronauten: als den wunderschönen blauen Planeten, der unsere einzige Heimat ist? Wie hat die Mondlandung am 21. Juli 1969 unser tägliches Leben verändert?
„Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.“
- Neil Armstrong
2019 haben rund 97 Prozent der 14- bis 19-jährigen Personen in Deutschland ein Smartphone in der Hosentasche stecken. Das aktuelle iPhone hat die millionenfache Rechenleistung des Computers, der die Apollo 11 zum Mond steuerte. Die ungeheure Entwicklung, die John F. Kennedy mit seiner Vision angestoßen hat, wurde durch die gezielte Förderung der Universitäten und der Halbleiter-Industrie zum Startschuss für die Informations-Technologie. Unser digitales Zeitalter wurde im Space Race des kalten Krieges geboren.
Der Mond ist uns und unseren Kindern ziemlich Schnuppe. Aber ohne Internet und Computer Chips kann und will heute niemand mehr leben. Während ich diese Zeilen schreibe, sitzen meine drei Jungs vor ihren iPads. Fantastisch tolle Geräte: Spielkonsole, Fernseher, Bibliothek und Kommunikationszentrale in einem! Mein Kleinster, 4 Jahre alt, bedient Tablet und Smartphone souverän. Er wischt, fotografiert und hört ganz selbstverständlich Musik. Die YouTube-App kennt er natürlich auch. Ich habe ihm das nie beigebracht. Er hat es sich von den großen Brüdern abgeschaut.
In meiner Kindheit gab es so ein Gerät nicht. Wir hatten einen alten schwarz-weiß Röhrenfernseher, der vor der Tagesschau regelmäßig ausblieb. Wir durften höchstens mal Löwenzahn schauen, und Peter Lustig ermahnte uns dann immer schön abzuschalten, nach einer halben Stunde Bildungsfernsehen. Gestern eröffnete mir mein Ältester, ich würde ihm seine Kindheit zerstören, weil ich YouTube auf seinem iPad gesperrt habe. Bin ich also reaktionär? Helikopter-Papi? Können die Kinder nicht mit und durch die digitalen Medien so ungeheuer viel lernen? Müssen sie nicht sogar damit umgehen, um später im Leben nicht abgehängt zu werden?
Natürlich kenne ich das Gefühl aus meiner eigenen Schulzeit: Meine Freunde hatten einen Atari oder Commodore und später einen Gameboy und ich selbst hatte nichts dergleichen. Das tut weh! Gruppenzwang auf der einen Seite, Mobbing – dieses Wort gab es in meiner Kindheit nicht – auf der anderen. Also mache ich jetzt meinem Kind das Leben zur Hölle, aus Rache, weil ich selbst so viel entbehrt habe? Könnte man meinen. Tiefenpsychologie.
Ich habe Medientechnik studiert. Mich haben Ende der 90er Jahre die neuen Medien fasziniert, vor allem das Fernsehen. Als Student habe ich dann auch mehr Zeit vor Fernseher und Computer verbracht – damals waren es noch zwei getrennte Geräte – als dem Studium und vor allem dem Studentenleben gutgetan hätte. Ich bin ein Fan aller Medien und habe in den verschiedenen Bereichen die Digitalisierung mit durchlitten. Von dem umständlichen Prozess des Offset-Drucks hin zum Digitaldruck – personalisierbar, billiger und schneller. Vom analogen Videoschnitt hin zum kompletten bandlosen, digitalen Workflow in HD. Vom analogen Modem hin zu Glasfaser und mobilen Breitband-Datennetzen. Vom ersten Handy zum Smartphone. Früher war nicht alles besser. Der Fortschritt der Technik ist atemberaubend und ich bin und bleibe fortschrittsgläubig.
Gleichzeitig erlebe ich aber auch eine Abhängigkeit von Hardware, Software und immer stärker von den großen Digitalkonzernen. Ich bin nicht mehr frei. Es geht schon lange nicht mehr um die Funktion, sondern nur noch darum, immer neue Dienstleistungen und Geräte zu verkaufen. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen will den Kindern nicht mehr das „Abschalten“ beibringen, sondern das „Dranbleiben“. Alle rennen in dem gleichen Hamsterrad. Immer weiter, immer schneller, immer – ja was? Immer unfreier!
Das beginnt jetzt schon in der Grundschule. Mein Sohn hatte das Glück, dass ein junger Lehrer dort eine Computer-AG anbieten konnte. Klar, dass er hinging. Für mich war selbstverständlich, dass die Kinder dort programmieren lernen sollten. Nicht das Anwenden oder Bedienen einer Maschine, sondern das Entwickeln von Maschinen, die einem selbst dienen, müsste den Kindern vermittelt werden. Ich besuchte sogar eine Fortbildung: „Programmieren mit Kindern!“ und bot der Schule meine Expertise an. Doch zu meinem Erstaunen und Entsetzen wurde nur die Anwendung von Microsoft Office geübt.
Aber aus Datenschutzgründen durften die Kinder nicht mit Google suchen, sondern sollten mit der „blinden Kuh“ das Internet durchsuchen. Beides, aus meiner Sicht, völlig weltfremd. Für mich Auslöser ein Buch zu schreiben. Wie können wir unsere Kinder zu freien Menschen erziehen, die lernen, Werkzeuge sinnvoll zu nutzen und sich nicht den großen Fünf zu unterwerfen? Wie können Kinder angeregt werden, wieder selbst zu denken und nicht mehr Gefangene von Datenkraken auf der einen und Datenschützern auf der anderen Seite zu werden? Kann es für unsere kommenden Generationen noch ein selbstbestimmtes Leben geben?
(...)
Den kompletten Text könnt ihr hier lesen: